An einem schönen Sommertag war um die Mittagszeit tiefe Stille im Wald eingetreten. Die Vögel legten ihre Köpfe unter die Flügel, und alles ruhte. Da steckte plötzlich der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte: "Was ist das Leben?"
Alle waren betroffen über diese schwere Frage.
Eine Rose entfaltete ihre Knospe, schob behutsam ein Blatt ums andere heraus und sprach: "Das Leben ist eine Entwicklung."
Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Lustig flog er von einer Blume zur anderen, naschte da und dort und sagte: "Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein."
Ganz unten auf dem Boden schleppte sich eine Ameise mit einem Strohhalm ab, er war zehnmal länger als sie selbst. Sie stöhnte: "Das Leben ist nichts als Mühe und Arbeit."
Beinahe wäre es zu einem großen Streit gekommen, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: "Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen..." Hoch über ihnen zog ein Adler majestätisch seine Kreise, der frohlockte: "Das Leben ist ein Streben nach oben."
Dann kam die Nacht. Ein Mann ging durch die leeren Straßen von einem ausgelassenen Fest nach Hause und sagte vor sich hin: "Das Leben ist ein ständiges Suchen nach Glück und eine Kette von Enttäuschungen."
Nach der langen Nacht kam endlich die Morgenröte. Sie sagte: "So wie ich der Beginn des kommenden Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit."
(aus Schweden)